Ausflugsschiff „Stadt Essen“ fährt mit grünem Strom
Flotte am Baldeneysee wird nachhaltig modernisiert
Baldeneysee-Besucher genießen regelmäßig eine Pause auf der Regatta-Tribüne mit herrlichem Blick auf den größten Stausee des Ruhrgebiets. Bisher störte nur zeitweise der Geruch des qualmenden Diesel-Motors der Weissen Flotte Baldeney (WFB) die entspannte (Urlaubs-) Atmosphäre. Die Abgase zogen beim Zwischenstopp des Schiffes am Anleger „Regattaturm“ regelmäßig in Richtung Tribüne.
Der Schornstein des Fahrgastschiffes „Stadt Essen“ hat sich inzwischen ausgequalmt. Der Dieselmotor hat nach 35 Jahren ausgedient: Seit Ende Mai fährt das Schiff vollelektrisch und mit grünem Strom über den Baldeneysee. Die WFB möchte mittelfristig nur noch emissionslos und leise unterwegs sein.
Eine Förderrichtlinie des Bundesverkehrsministeriums und der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) macht eine smarte und nachhaltige Umrüstung der Bestandsschiffe möglich. Im Vergleich zu einem Neubau werden so auch enorme Ressourcen eingespart.
Förderbescheide für Umrüstung der Bestandsschiffe
In einem ersten Förderaufruf zur „Nachhaltigen Modernisierung der Binnenschifffahrt“ hat die WFB im Herbst 2021 direkt zwei Förderbescheide für die Schiffe „Stadt Essen“ und „Baldeney“ erhalten. Insgesamt 90 Prozent der für die mit der Umrüstung stehenden Kosten werden über die Förderung finanziert. Bei dem ersten bundesweiten Aufruf haben 17 Fahrgastschiffe und 6 Güterschiffe einen positiven Bescheid bekommen.
Im Rahmen des Förderprojektes ist die „MS Stadt Essen“ bundesweit das erste Schiff, das nach der Umrüstung auf Elektromobilität nun in Fahrt ist. Die WFB hat mit der Lux-Werft aus Niederkassel-Mondorf am Rhein beim Umbau Tempo bewiesen, damit das Schiff schon zur laufenden Saison startklar ist. Der Umbau der „Baldeney“ erfolgt dann in der Winterpause ab Oktober.
Der Deutz-Dieselmotor mit 123 KW wurde durch einen Siemens-Elektromotor mit 108 KW ersetzt. Statt dem 4000-Liter-Dieseltank sind im Schiffsrumpf nun fast 4000 Kilogramm Batterien verbaut, die an rund 200 Betriebstagen im Jahr einen täglichen Einsatz von 12 bis 16 Stunden gewährleisten. Über Nacht wird das Schiff in nur acht Stunden aufgeladen. Dazu wurde im Hafen am Haus Scheppen eine neue Landstromanlage errichtet, die einen 125 Ampere-Anschluss bietet. Die Trafostation wurde durch eine Förderung des Bundes und des Landes NRW mit 80 Prozent bezuschusst. Auch hier: Die erste Umsetzung dieses Förderprogramms erfolgte in Essen.
56 Tonnen CO2-Einsparung
Allein durch die Umrüstung des Fahrgastschiffes „Stadt Essen“ ergibt sich über ein Jahrzehnt eine CO2-Einsparung von fast 56 Tonnen per anno. Dabei wurde bereits die CO2-Belastung bei der Batterieproduktion und des gesamten Umbaus berücksichtigt. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Baum verarbeitet durch die Fotosynthese zehn Kilogramm Kohlendioxid im Jahr. Das wären auf die Gesamteinsparung gerechnet 5.600 Bäume.
Mit der „Stadt Essen“, der bereits seit 2017 mit Elektroantrieb fahrenden „Westenergie“ (vormals „innogy“) und der „Baldeney“ fahren ab kommender Saison drei von fünf Schiffen der WFB vollelektrisch. Ein weiterer Antrag für das Schiff „Heisingen“ wurde im Rahmen eines neuen Förderaufrufs der Bundesverkehrsministerium Ende Mai gestellt.
(veröffentlicht am 01.06.2022)